Besenreiser-Verödung
Liebe Patientin, lieber Patient.
Die Krampfaderverödung ist ein seit vielen Jahrzehnten geübtes Verfahren und geht in den Anfängen auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Die Idee besteht darin, durch Einspritzung eines Medikamentes in eine krankhaft varikös veränderte Vene, eine Reaktion hervorzurufen, die dazu führt, daß die Vene durch körpereigene Mechanismen sich verschließt und vernarbt und somit dauerhaft verschwindet. Was im Einzelnen die Verödungsreaktion ausmacht ist im Detail nicht so einfach zu beschreiben und hängt sowohl vom Kaliber der behandelten Vene, als auch von dem verwendeten Verödungsmittel ab. Sehr vereinfacht ausgedrückt, kann man aber sagen, daß die Verödungsreaktion in der Vene so etwas darstellt, wie eine künstliche, kontrolliert ablaufende Venenentzündung, die in der Folge bzw. in der Ausheilungsphase zu einem Verschluss (Veröden) der Vene führt.
Besenreiser-Krampfadern und Retikuläre Krampfadern unterscheiden sich von größeren Krampfader-Typen, wie z.B. Seitenästen lediglich durch einen kleineren Durchmesser, geringere Wanddicke und oberflächlichere Lage. Besenreiser sind also nicht anderes als sichtbar erweiterte Venen der obersten Hautschichten, sie liegen also in der Haut (intrakutan) im Gegensatz zu den großkalibrigen Venen die unter der Haut im Unterhautfettgewebe liegen. Besenreiser und Retikuläre Varizen haben aufgrund ihres geringen Kalibers (Durchmesser) keinen Einfluss auf die venöse Durchblutung, der Fachmann sagt, sie sind hämodynamisch nicht relevant. Dies bedeutet auch, dass Besenreiser und Reticuläre Krampfadern kein gesundheitliches Problem darstellen. Sie stellen vielmehr "lediglich" ein entstellendes kosmetisches Problem dar. Dies bedeutet weiterhin, dass eine eventuelle Behandlung keine gesundheitliche oder medizinische Notwendigkeit darstellt.
Bis zu 70% der Frauen zwischen 18 und 39 Jahren in Deutschland haben Besenreiser und leiden mehr oder weniger darunter. Viele Frauen trauen sich nicht mehr ins Freibad oder an den Strand, bzw. mögen keine Röcke mehr tragen wegen der entstellenden Besenreiser und/oder Retikulären Krampfadern.
Besenreiser sind einer Behandlung durchaus zugängig. Als spezielles Behandlungsverfahren steht dem erfahrenen Therapeuten die Verödungstherapie zu Gebot. Die Verödungsbehandlung der Besenreiser, auch als Mikro-Sklerotherapie bezeichnet, kann eine erhebliche Verbesserung der Hautsituation bewirken.
Technische Durchführung
Die Mikro-Sklerosierung ist ein seit vielen Jahren erprobtes Behandlungsverfahren ohne wesentlichen technischen Aufwand, OP, Narkose o.ä bei welchem mit feinsten Nadeln ein Medikament, i.d.R. Polidicanol in Konzentrationen von 0,25, 0,5 bis zu 1%, in die Besenreiser gespritzt wird. Das Medikament soll durch Auslösung einer lokalen Reaktion an der inneren Überzugsschicht der Besenreiser-Wand die kleinen Gefäße zur Verklebung und schließlich in der Ausheilungsphase zur Vernarbung bringen. Eine Sitzung dauert etwa 10-25 Minuten und wird begrenzt vom lokalen Befund und den Dosierungsrichtlinien für das Medikament. Nach Abschluss der Behandlung wird jeweils ein Kompressionsverband angelegt und zwischen den Behandlungstagen und nach der letzten Behandlung für weitere 4 Wochen wird ein Kompressionsstrumpf getragen.
Komplikationen
Jede Behandlungsmaßnahme muss auch unter dem Gesichtspunkt von Komplikationsmöglichkeiten betrachtet werden. Die Wahrscheinlichkeit, durch eine Verödungsreaktion Schaden zu erleiden, ist bei exakter Technik und sorgfältiger Durchführung der Verödungsmaßnahme sehr gering. Zu nennen sind:
- Pigmentierungen und Verfärbungen der Haut; sind bei exakter Verödungstechnik meist zu vermeiden. Besonders gefährdet sind hellhäutige und rothaarige Menschen.
- Schmerzen durch überschießende Verödungsreaktion; kommt gelegentlich trotz sorgfältiger Technik vor. Diese im Prinzip unerwünschte starke Verödungsreaktion, läuft ab wie eine Venenentzündung und wird auch wie eine solche behandelt.
- Hautnekrose; bei versehentlicher Injektion von höher konzentrierter Verödungslösung in die Haut, kann dies zu Gewebsuntergängen (Nekrose) führen.
- Allergische Reaktion; jede stoffliche Anwendung beim Menschen kann bei gegebener Disposition zu allergischen Reaktionen führen. Allergische Reaktionen auf die gängigen Verödungsmittel sind extrem selten.
- Tiefe Beinvenenthrombose; gelangt Verödungsmittel in größerer Menge konzentriert in das tiefe Venensystem, so kann, durch den dort ausgelösten Venenwandschaden, eine tiefe Venenthrombose entstehen. Bei exakter Technik und entsprechender Kompressionsbehandlung kann dies fast immer vermieden werden. Früher kam dies häufiger vor bei Verödung von Magna- oder Parva-Crosse oder Perforansvenen mit sehr hochkonzentrierten Verödungslösungen. Diese Art der Verödungsbehandlung ist daher heute allgemein verlassen.
Behandlungsergebnisse
Die Verödungsreaktion ist eine biologische Reaktion, die nicht willentlich steuerbar ist, insofern ist der Erfolg einer Behandlung nicht so einfach vorhersehbar und kalkulierbar insbesondere der individuelle Erfolg bei einem bestimmten Patienten ist so gut wie nicht kalkulierbar. Grundsätzlich kann man sagen, dass eine erfolgreiche Verödungsreaktion statistisch mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 70-80 % zu erwarten ist. Letztlich kann man den Erfolg der Behandlung erst nach vollständiger Ausheilung der Verödungsreaktion, also nach ca. 2-3 Monaten beurteilen.
Andere Behandlungsverfahren
Elektrokoagulation und hochenergetische Lichtblitze sind wegen der Komplikationen und der schlechten Ergebnisse weitgehend verlassen. Laseranwendungen haben sich wegen der hohen Kosten, aber insbesondere wegen der sehr mäßigen Behandlungs-Ergebnisse, die im wesentlichen auf grundsätzliche physikalische Probleme (Fokussierung, Absorptionsspektrum) zurückzuführen sind, nicht durchsetzen können. Z.Z muss von der Laseranwendung abgeraten werden.
Kosten
Die Leistung umfasst die ärztliche klinische Untersuchung, ggf. Beratung, die Verödung sowie das Anlegen eines Kompressionsverbandes nebst dem bei der jeweiligen Behandlung benötigten Verbrauchsmaterial und das Verödungs-Medikament. (GOÄ Ziffern: 1, 5, 204, 764). Über die Behandlung wird eine Einzelrechnung erstellt.
Merke !
Bringen Sie zu jeder geplanten Behandlung Ihren Strumpf (angezogen), sowie alle Binden und Versorgungsmaterialien in straff aufgewickeltem Zustand mit.